Als ich die karge, doch atemberaubende Landschaft Namibias durchquerte, zeigte sich unerwartet ein Moment purer Magie. Mein Auge fing einen graziösen, gigantischen Elefanten ein, der sich scheinbar mühelos unter dem gezwirbelten Astwerk einer alten Omumborombonga vereinte. Diese heilige Baumart spielt eine zentrale Rolle in der Mythologie der San – sie gilt als Ursprung des ersten Paares und somit Wiege der Menschheit. Dort, in der Hitze Etoshas, wurde mir der Name für dieses Bild geschenkt: 'Omumborombongas Schatten'. Dieser mächtige Dickhäuter, der sich zur Ruhe unter den Baum legte, schien fast zu wissen, dass er sich an einem Ort niederließ, der tief in der kulturellen DNA des Landes verwurzelt ist.
Die Etosha-Region, berühmt für ihren gleichnamigen Salzpfannen-Nationalpark, ist ein Paradies für Wildtierbeobachtungen. Das Schutzgebiet im Norden Namibias erstreckt sich über tausende von Quadratkilometern und ist Lebensraum für eine beeindruckende Artenvielfalt. In der Trockenzeit versammeln sich hier Tiere an den wenigen Wasserlöchern, was einmalige Fotomomente garantiert. Die Weite der Landschaft Etoshas, mit ihren lichten Wäldern und Grasebenen, bietet unendlich wechselndes Licht und Schatten – starke Kontraste und feine Nuancen, die jede Aufnahme zu einer Herausforderung machen. Im Gegensatz zum berühmten Krüger, zerreißen im Etoscha keine Asphaltschlangen die Fotomotive. Endlos erscheinende Schotterpisten - ein 4x4 ist dringend angeraten - ziehen sich durch die karge Landschaft stets auf der Pirsch nach dem nächsten Motiv ohne jenes zu zerschneiden, sondern ergänzen es.
In fotografischer Hinsicht war diese Aufnahme eine geduldige Jagd nach dem perfekten Lichtspiel und einer Komposition, die sowohl die Majestät des Tieres als auch die Weite des Raumes zur Geltung bringt. Die technischen Details – aufgenommen mit einer Brennweite von 135mm bei einer Blende von f5.6 – ermöglichten es mir, die Textur der Haut, die fein herausgearbeiteten Konturen und die markante Pose des Elefanten hervorzuheben, während der Hintergrund in einer sanften Unschärfe verschwindet. Das Spiel von Licht und Schatten unterstreicht die dramatische Stimmung, die die unendliche Weite des Etosha-Nationalparks bei jedem Besuch hinterlässt.
Diese Aufnahme fängt nicht nur einen entscheidenden Moment in der Natur Etoshas ein, sondern spiegelt auch die Ruhe und die zeitlose Verbundenheit wider, die man als Teil dieser urtümlichen Landschaft erlebt. Als Fotograf spüre ich immer wieder die unglaubliche Verantwortung, nicht bloß ein Bild zu schießen, sondern ein Gefühl zu vermitteln – das Gefühl, vor, hinter und im Bild zu stehen und gleichzeitig Teil einer Geschichte zu sein, die älter ist als die Zeit selbst.
Dieser Beitrag ist Teil der Fotoreihe
Namibia von Dr. Alexander Motzek. Erkunde
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